Grabdenkmal des Georg von Kommerstädt
Das Grabdenkmal in der Reinersdorfer Kirche
Autor: Matthias Donath
Betritt man die hübsche alte Dorfkirche von Reinersdorf, wird der Blick magisch auf das aufwendig gestaltete Grabmonument in der rechten Ecke im Chorraum gelenkt. Man darf dieses Grabdenkmal in seiner künstlerischen und geschichtlichen Bedeutung durchaus mit dem von Kurfürst Moritz von Sachsen im Freiberger Dom vergleichen. Es handelt sich um eines der bedeutendsten Grabmonumente der Renaissance in Sachsen.
Genaugenommen handelt es sich um ein zweitgeteiltes Kunstwerk. Über dem links und rechts von zwei Säulen getragenen Gebälk befindet sich ein sarkophagähnlicher Podest. Darauf scheint sich ein lebensgroßer Mann kurz schlafen gelegt zu haben, die Hände zum Gebet gefaltet, der Kopf ruht nicht auf einem Kissen, sondern wird von drei Folianten gestützt. An der vorderen Podestwand befindet sich eine lateinische Inschrift. Eine weitere deutsche Inschrift, eingerahmt von manieristischem Beschlagwerk, ist im Sockelbereich hinter den Säulen angebracht. Darüber bzw. hinter der liegenden Figur erhebt sich ein altarähnliches Epitaph. Im Mittelfeld ist die Kreuzigungsszene dargestellt, gerahmt von Doppelsäulen, zwischen denen links die Figur der Fides steht, rechts die Caritas. Bekrönt wird das Epitaph von einem Dreiecksgiebel, im Giebelfeld die Szene der Beweinung Christi, im oberen und unteren Fries gleichfalls biblische Szenen und Beschlagwerk. Beide Elemente unterscheiden sich nach Material und künstlerischer Handschrift. Während der Sockelbereich aus Sandstein besteht, ist das Epitaph aus Alabaster gefertigt. Einige Details, wie Haare, Zierelemente, Zügel usw. sind mit Blattgold belegt. Hinsichtlich des Sockelbereichs mit der lebensgroßen Liegefigur fühlt man sich auf den Wawel, der alten Begräbnisstätte der polnischen Könige, oder nach Italien, nach Rom und Venedig, versetzt. In Sachsen sucht man eine solche Arbeit vergeblich. Der oder vielmehr die Baumeister und Künstler haben nirgendwo ihre Initialen oder sonstige Hinweise auf ihre Urheberschaft hinterlassen, so dass man ihnen nur im Wege des Vergleichs auf die Spur kommen kann.
Der Altmeister der sächsischen Kunstgeschichte, Cornelius Gurlitt (1850–1938), hat Ähnlichkeiten zum bekannten Moritzdenkmal, das sich heute an der Brühlschen Terrasse in Dresden befindet, erkannt und folglich Hans Walther II als Bildhauer vermutet. Dagegen hat Heinrich Magirius (1934–2021) die „Handschrift“ des Torgauer Bildhauers Georg Schröter entdeckt, oder besser einer Werkgruppe um eben Hans Walther, Christoph Walther und vielleicht auch Melchior Trost, die am Dresdner Schlossbau beteiligt waren und auch eine Reihe Grabmäler schufen. Dagegen ist das Alabasterrelief vermutlich eine Arbeit aus den südlichen Niederlanden, vielleicht aus Mecheln oder Antwerpen. Es muss aber eine ikonographische Vorlage gegeben haben, da mit nahezu gleichartigem Aufbau weitere Epitaphe überliefert sind. Offen bleibt, ob es sich um ein Auftragswerk speziell für das Reinersdorfer Grabdenkmal handelte, oder ob es vielleicht nur das (kleinere) Muster für einen größeren Alabasteraltar für die Dresdner Schlosskapelle war...
Den ganzen Beitrag zum Grabmal des Georg von Kommerstädt finden Sie in der Ausgabe der "Sächsische Heimatblätter 2/23" über den Dresdner Heidebogen, welche in der Gemeindeverwaltung ausliegen oder Auszug SHB 2023